Jens Ollmetzer – ein zweiter Priester in der Gemeinde
Wenn Sie dies lesen, bin ich schon ein Weilchen in Ihrer Gemeinde im schönen Calenberger Land und habe mich mit den drei Kirchen und den Ortschaften zwischen Gehrden, Holtensen und Wennigsen vertraut gemacht. Viele engagierte Mitchristen habe ich bereits kennengelernt und nehme den „Stallgeruch“ der Gemeinde wahr. Der ist in der Nase angenehm und macht Lust auf Mehr.
Für Sie gilt dieses Mehr in zweifacher Hinsicht. Zunächst ein weiterer Priester, der den Gemeindealltag erleichtert und bereichert, wie mir einige bereits versicherten. Sodann steht die Gemeindefusion mit Barsinghausen an. Ich habe die im Laufe meines Christseins erlebten Fusionsprozesse durchgezählt und komme mit dem jetzigen auf sieben.
Die symbolische Zahl der Ganzheit und Vollkommenheit, die Wochentage, die Schöpfungstage, die Spektralfarben des gebrochenen Lichtes.... Für mich ein Zeichen, für Sie eine Herausforderung die ich bereits auf sechsfache Weise in den unterschiedlichen Stadien erlebte. Das Menschliche, Allzumenschliche wird sich nach oben kehren. Und von oben her möge der Lichtstrahl aus der Ewigkeit unsere Bemühungen in der Zeitlichkeit ausleuchten.
Das Göttliche nahm mich schon immer in seinen Bann, die Quelle, aus der alles Sein ausströmt, die selbst nicht vermessen und gezählt werden kann und doch in unserem Leben wirksam ist. Schon als Messdiener faszinierte mich, wenn mich die Quelle mit ihrem Strom traf und ich berührt und selig aus der Liturgie in den Alltag hinaustrat. Kann man das reproduzieren, wiederholen?? So fragte ich mich damals als Kind und spürte, dass ich dasselbe Geschenk immer wieder anschauen will, um mich daran zu beglücken und zu stärken.
Als Jugendlicher und junger Erwachsener nahm ich die Intuition Ernst, dass Glaube konkrete Taten der Liebe mit sich bringt und studierte in Hannover Diplom-Sonderpädagogik. Ich wollte im Lebensalltag geistig behinderten Menschen dienen. Nach und nach spürte ich, dass mir das nicht genügte. Die Ganzheitlichkeit des Glaubens suchte ich. Also studierte ich Philosophie und Theologie in Frankfurt/Main und Rom, um mich auf die Priesterweihe vorzubereiten. Humanwissenschaftlich geprägt konnte ich die Dimension des Menschseins reflektieren um sie in der liturgischen Feier widergespiegelt zu finden.
Reich ist der Schatz, den die Kirche für die Lebenswenden und den Alltag des Menschen bereithält. Großartig das Netzwerk der weltumspannenden, katholischen, also für alle da seienden, Gemeinschaft mit den vielen Gläubigen und zahlreichen Sympathisanten, mit Papst Benedikt XVI., Bischof Norbert, den Familien, Gruppen, Verbänden, geistlichen Gemeinschaften, Gemeinden. Eine Kirche, die den großen Zusammenhang des Lebens darstellt, feiert und lebt. Geburt, Tod, Wohlergehen , Krankheit, Körper, Seele und Geist. Alle Bahnen und Knotenpunkte diese Netzwerkes fördern dieses Leben und möchten von Zeit zu Zeit bewußt wahrgenommen werden. Nicht eines kann gegen das andere ausgespielt werden wenn die Energie Gottes, der Heilige Geist frei fließen möchte.
Jetzt werde ich älter und sehe, wie schwer es fällt, den großen Zusammenhang wahrzunehmen und aus diesem zu leben. Nervig und stressend die Sisyphusarbeit von Einzelfragen, die gelegentlich sogar für das Wichtigste erachtet wird. Wir sind doch nicht wie der griechische Held dazu verurteilt. "Streckt Euch nach dem großen Zusammenhang aus, der Gott in uns ist!" Möchte ich ausrufen und an die Tatsache erinnern, dass wir von Gott um ein hohes Lösegeld befreit worden sind und schon längst in ihm leben. "Schaut nur hin!"
Wenn ich vielleicht einmal alt werde und nahe an meinem Tod angelangt sein werde, möchte ich zurückschauen und sagen, so viele Male und für so lange Dauer verbrachte ich mein Sein in seiner heilenden Gegenwart-mitten im Fließen des Heiligen Geistes, der alles als eins erkennen lässt, was es seit jeher bereits ist. Machen Sie mit bei dieser Entdeckungsreise?
Mit besten Grüßen Ihr Pastor Jens Ollmetzer